Gastbeitrag zum Workshop: Unconscious Bias, Diversity und Allyship

Unser neuestes Teammitglied Elena wurde in ihrer ersten Woche bei kreHtiv quasi direkt ins kalte Wasser geschmissen: Wir haben nämlich als Team an einem Workshop zum Thema Unconscious Bias, Diversity und Allyship teilgenommen. Wie der Workshop für uns alle, und vor allem für Elena, war, hat sie für uns in einem Blogbeitrag zusammengefasst:

Bevor wir mit dem Inclusive Minds Lab (IML) aktiv in die Arbeit mit Expert*innen, KMUs und Kreativen starten, nehmen wir uns als kreHtiv Team die Zeit gemeinsam den Grundstein für die folgende Projektarbeit zu legen.

Im Rahmen des IML beschäftigen wir uns derzeit mit allen Fragen rund um das große Themenfeld Diversity & Inclusion. Dabei lernen natürlich auch wir als Team jeden Tag dazu. Vergangenen Monat hat unsere wissenschaftliche Leitung im IML, Johanna Prien-Kaplan, einen Workshop zum Thema Unconscious Bias, Diversity und Allyship für uns vorbereitet und durchgeführt.

Zwei Wahrheiten, eine Lüge…

Das Thema ist groß – oftmals schwer zu greifen – und besetzt von Hemmungen, und Angst davor, in Fettnäpfchen zu treten, bzw. „etwas Falsches zu sagen“. Um locker in die Thematik einzusteigen haben wir spielerisch angefangen uns dieser Masse an Informationen zu nähern.

Mit dem Spiel „zwei Wahrheiten, eine Lüge“ konnten wir unsere Vorurteile innerhalb des Teams auf eine leichte und amüsante Art und Weise erkunden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten – wir haben festgestellt, dass sich das Team bereits sehr gut kennt 😉 – sind wir alle mit einem bunten Zettel voller Lügen und Wahrheiten auf dem Rücken versehen. Wer hat Angst vor großen Hunden? Wer bekommt Panik in großen Menschenmassen? Wer war mal Profischwimmer*in? Ist vielleicht jemand Fußballfan oder war einmal Stufenmeister*in im Weitsprung?

Für mich als neustes Mitglied des Teams war diese Übung zum einem spannend, um alle noch einmal besser kennenzulernen, aber vor allem war es interessant zu sehen, wie schwierig es sein kann, Menschen richtig einzuschätzen und wie tief Vorurteile in unseren Köpfen verankert sind, ohne dass wir es wirklich merken. Zudem schwingt auch immer etwas Unbehagen mit – schließlich will ich alles richtig machen und niemanden auf die Füße treten. Dennoch muss ich mir eingestehen, dass ich noch eine ganze Menge zu Lernen habe.

Erst denken, dann Handeln

Durch verschiedene Gedankenexperimente zum Thema erlerntes und bewusstes Denken haben wir nicht nur unsere eigenen Gewohnheiten und Vorurteile erforscht und die Auswirkungen erlernten Denkens untersucht, sondern auch zahlreiche neue Dinge über Bias und die verschiedenen Diskriminierungsdimensionen gelernt.  Alltägliche diskriminierende Verhaltensweisen und erlernte abwertende Denkmuster schlummern in uns allen. Die wichtige Frage ist, wie wir damit umgehen. Hinterfragen wir sie und setzen wir unser komplexeres Denksystem ein?

Hemmungen und Probleme in Bezug auf das große Themenfeld Diversity & Inclusion – auch bei uns im Team – sind auf Unwissenheit zurückzuführen. Genau diese Unwissenheit und Hemmungen galt es durch den Workshop aufzubrechen: Wir sind hier zum Lernen. Welche Gruppen sind von Diskriminierung betroffen? Und welche Dimensionen umfassen diese? In Zweiergruppen haben wir uns die marginalisierten Gruppen jeweils noch einmal tiefer angeschaut. Jedes Team hat sich hierbei zwei Videos zu Dimensionen der Diskriminierung angeguckt und sie herausgearbeitet um sie anschließend der Gruppe zu präsentieren.

• Ableismus
• Rassismus
• Ageismus
• Queerfeindlichkeit
• Religionsfeindlichkeit
• Sexismus

Trotz zahlreichen Knoten im Kopf und Problemen das Gesehene in Worte zu fassen – oder vielleicht genau deshalb – war es unglaublich spannend sich so intensiv mit den Themen zu beschäftigen.  Mir hat es insbesondere sehr weitergeholfen das Gesehene noch einmal in der großen Gruppe zu besprechen, die Erfahrungen der anderen Teammitglieder zu hören und gemeinsam über möglichen Lösungswegen zu grübeln.

Allyship – Bedingslose Solidarität

Der Begriff Allyship war für mich bisher nur ein Buzzword aus den sozialen Netzwerken wie TikTokoder Instagram. Nur ein weiterer Social Media Trend, dem ich erstmal nicht so viel Beachtung schenkte und der schnell wieder von meiner Timeline verschwand. 

Wie ärgerlich! Denn hinter dem Wort Allyship verbirgt sich so viel mehr als nur ein Trend. Es geht um das aktive Umlernen von Denkmustern. Um bedingungslose Solidarität mit Betroffenen, auch wenn man selbst nicht betroffen ist. Es geht darum, seine Privilegien richtig einzusetzen, Betroffenen zuzuhören und sich für andere stark zu machen. Es geht um alltägliche Situationen, in denen jede*r handeln kann. Umso wichtiger ist es, dass Begriffe wie Allyship nicht mit einem Swipe wieder von unserer Timeline verschwinden, sondern sich als gängige Praxis in der gesamten Gesellschaft etablieren, sodass immer mehr Menschen als Ally handeln.

Das Thema Diversity ist aktuell überall, dennoch verliert man sich schnell in der Vielschichtigkeit der Thematik. Wir alle konnten in dem Workshop viel über unsere eigenen Denkprozesse, aber vor allem über die zahlreichen Formen der Diskriminierung lernen.

Zum Abschluss stellen wir gemeinsam fest: Wir alle haben in Hinsicht auf das Thema noch einige harte Nüsse zu knacken, freuen uns aber auf den Lernprozess und weitere Workshops. Vielen Dank, Johanna!

Bildmaterial: Johanna Prien-Kaplan